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Über Konrad-Witz – Lebenslauf
Erst 1897 wurde der Name des Malers durch Daniel Burckhardt auf dem Rahmen des Genfer Petrusaltares endeckt. Rasch brachte man Witz mit einem gewissen »Meister Konrat von Rotwil« in Basel in Verbindung.
Gemäß einer Urkunde aus dem Jahre 1434 hatte in Basel ein gewisser »Meister Konrat von Rotwil« Zugang in die »Zunft zum Himmel« gefunden. Er wird in dieser Zunft aus Malern, Steinmetzen, Glasmalern und Goldschmieden zu jenem Zeitpunkt als Mitglied erwähnt.
Über die frühen Lebensjahre von Konrad Witz ist nur sehr wenig bekannt. Die zunächst unbelegte Annahme, er sei »um 1400« geboren, wird durch kunsthistorische Einordnungsversuche gestützt. Konrad Witz wäre demnach wenig jünger als der niederländische Künstler Jan van Eyck (1390-1441) und tatsächlich steht der Rottweiler in vielen Einzelheiten dem großen neuen Thema der europäischen Malerei im zweiten Drittel des 15. Jahrhunderts, der Gegenstandsdarstellung, den niederländischen Zeitgenossen erstaunlich nahe.
In jüngster Zeit scheint ebenso festzustehen, dass Witz im schwäbisch-alemannischen Raum, vermutlich in Konstanz, sein Kunsthandwerk erlernte. 1431 wählte er Basel als neuen Wirkungsort. Das von Papst Eugen VI. dort einberufene Konzil könnte seine Entscheidung durchaus mit beeinflußt haben. Der Eintritt in die Zunft war üblicherweise mit der Heirat einer Tochter aus dem Handwerkerstande verbunden. So kam es zur Vermählung von Konrad Witz und Ursula von Wangen, der Nichte des bekannten Basler Malers »Meister Lewelin«.
In den Jahren 1434/35 erhielt Konrad Witz den Auftrag, für die St. Leonhards-Kirche einen Heilspiegelaltar zu malen. Für die 1439 in Auftrag gegebenen Fresken im Kornhaus am Petersplatz erhielt er über 100 Pfund − für die damalige Zeit eine überaus stattliche Summe, die ihm den Kauf des »Haus zum Pflug« an der Freienstraße ermöglichte. Ein weiteres verlockendes Angebot machte der Bischof von Genf, der sich in Basel wegen des Konzils aufhielt : Konrad Witz sollte den Petrusaltar in der Genfer Kathedrale St. Pierre bemalen.
Bis zur Vollendung der dort geleisteten, künstlerisch äußerst wertvollen Arbeit war Konrad Witz nach Genf übergesiedelt. 1444 kehrte der Maler nach Basel zurück, wo er knappe zwei Jahre später der Pest zum Opfer fiel. Nach dem Tod seiner Frau im Jahre 1448 mußte das Haus der Familie verkauft werden. Vormund der insgesamt fünf Kinder des Ehepaares Witz wurde zunächst der Großvater Hans Witz, der eigens von Rottweil nach Basel gekommen war. Doch bereits 1454 starben vier der Kinder; die einzige überlebende Tochter Katharina trat samt dem ererbten Vermögen von 400 Gulden in ein Basler Kloster ein.
Die hauptsächlichen künstlerischen Mittel von Konrad Witz lassen sich an seinen Werken anschaulich »nachzeichnen«. Auffallend ist dabei besonders die plastische Gestaltung im Bereich der Gewandfalten : Vor allen Dingen in der Spätphase seines Schaffens finden die Schattenwürfe von Menschen und Gegenständen höchste Vollendung. Als einer der ersten Maler nördlich der Alpen wendet er die Perspektive konsequent an und und stellt konkrete Landschaften dar (Genfer See auf dem »Petrusaltar«). Mit diesen Stilmitteln erweist er sich bereits als Maler der Neuzeit. Die von Konrad Witz dargestellten Personen gehören in der Regel dem einfachen Handwerkerstand an − einer der entscheidensten Unterschiede zu seinem Zeitgenossen Jan van Eyck, der in seinen Bildern die Verbindung bürgerlichen und höflschen Lebens bevorzugt.
Das erhaltene Werk von Konrad Witz umfaßt nach dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse 19 Tafeln von drei Flügelaltären, namentlich besonders bedeutend der Basler »Heilspiegelaltar« und der Genfer »Petrusaltar«. Weitere Bilder, unter ihnen die heute im Basler Kunstmuseum untergebrachte Darstellung des »Heiligen Christophurus«, zeigen die eindringliche Aussagekraft von Konrad Witz, die in ihren Gestaltungsmitteln in vielerlei Hinsicht an die Renaissance-Epoche erinnert.
Mehrere ursprünglich Konrad Witz zugeschriebene Werke im Heilig-Kreuz-Münster wurden in der Zwischenzeit als Arbeiten artverwandter oder sogar von Witz direkt beeinflußter Maler bestimmt. Damit gibt es − so bitter dies für heimische Kunstfreunde auch sein mag − vom »bedeutensten Sohn der Stadt« keine Malereien in Rottweil selbst.
(Verfasser unbekannt)
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