Pressemitteilung Foto: Reichenbach Das Für und Wider des Modells Gemeinschaftsschule diskutierten rund 80 Zuhörer am Donnerstag in der Konrad-Witz-Schule mit Nobert Zeller, Leiter der Stabsstelle Gemeinschaftsschulen, Schulmodelle, Inklusion im Ministerium für Kultur, Jugend und Sport. Gemeinschaftsschule: zurück zum G9-Abitur? ROTTWEIL – Rund 80 Lehrer, Eltern sowie Vertreter von Stadtverwaltung und Gemeinderat lauschten am Donnerstag Norbert Zellers Vortrag zum Schulmodell Gemeinschaftsschule und diskutierten im Anschluss das Für und Wider des Schultyps, den die neue Landesregierung mit viel Engagement vorantreiben will. Eingeladen wurde der Leiter der Stabsstelle Gemeinschaftsschulen, Schulmodelle, Inklusion im Ministerium für Kultur, Jugend und Sport, von Elternbeiratsvorstand und Schulleitung der Konrad-Witz-Schule. Norbert Zeller stieß in Rottweil auf interessierte Zuhörer, der erfahrene Landesbeamte und ehemalige Vorsitzende des Schulausschusses im Landtag, der mit wohl gesetzten Worten und Beispielen in Vortrag und anschließender Diskussion für ein neues Schulmodell warb: die Gemeinschafsschule. Der studierte Sonderpädagoge Zeller machte deutlich, was Gemeinschaftsschule bedeuten soll: Längeres gemeinsames Unterrichten der Schüler bis Klasse 10, denkbar sogar bis Klasse 13. Schule für alle, auch behinderte Kinder unter einem Dach, unter neuen pädagogischen Vorzeichen: Auflösung der Klassenverbände, Ganztagesschule, Unterricht in Lerngruppen, individuelle Förderung der Stärken Einzelner, Schaffung eines neuen Lehr- und Lernbildes. Ziel ist die komplette Neuorientierung tradierter Lernstrukturen. Die Kinder und Jugendlichen sollen bestmöglich gefördert werden und ergo bessere Schulabschlüsse erreichen. Eines machte Zeller auch klar: die Gemeinschaftsschule soll nicht die anderen Schulen ersetzen. Sie soll eine Alternative bieten als Ergänzung zum Bestehenden, eine Schule mit hohem sozialem Gerechtigkeitsanspruch sein. Das klang alles durchdacht, die Konzepte zur Umsetzung neuer Bildungspläne, die Zeller per Beamer an die Wand warf, wirkten schlüssig. Doch Begeisterungsstürme entfachte Zeller nicht. Die Abkehr vom tradierten Lehr- und Lernbild, die er forderte, fällt schwer in einer Schulstadt wie Rottweil mit ihrem weit gefächerten und momentan noch gesicherten Angebot. Wie kann es in der Schulstadt Rottweil gelingen, Eltern und Schulen für einen neuen Schultyp zu begeistern?" wollte Rektor Willy Schmidt vom erfahrenen Schulpolitiker wissen. Zeller verwies auf die vielen pädagogischen Vorteile des längeren gemeinsamen Lernens, einer neuen Lehr- und Lernkultur und auf die durch Studien wissenschaftlich gesicherten Erfolge der Ganztagesschule. Bürgermeister Werner Guhl zeigte sich zwar grundsätzlich offen, blieb aber kritisch in seinen Fragen zum neuen Schulmodell. Er hege Bedenken, inwieweit die noch unbekannte Gemeinschaftsschule neben anderen Angeboten breite Akzeptanz finden könnte, wollte von Zeller klare Worte zur Kostenübernahme. Doch Guhl sah auch die Chancen des neuen Schultyps und hakte nach, ob die pädagogischen Konzepte nicht in bestehende Schultypen übernommen werden könnten. Für Zeller war das denkbar. Er schlug etwa eine Weiterentwicklung der bestehenden Realschule und Werkrealschule zum Gemeinschaftsschulmodell mit G-9-Zug vor. Dass solche Modelle nicht umsonst zu haben seien, machte Zeller ebenfalls deutlich: Wir wollen diesen neuen Schultyp, und wir werden die Mehrkosten dafür tragen." Doch er zeigte auch die Grenzen der Finanzierbarkeit auf. Einzügige Kleinschulen wird es, von wenigen Ausnahmen nicht geben, so der Referent. Und der Klassenteiler werde bei 28 liegen, gab er dazu. Zu hoch, wie ein Berufsschullehrer aus dem Publikum erklärte. Das sah Zeller anders: Wenn Schüler von klein an gewohnt seien, selbstständig zu arbeiten, dann stelle die große Klasse kein Problem mehr dar, gab er sich überzeugt. Unüberwindbare Schwierigkeiten für eine Gemeinschaftsschule in Rottweil sah Zeller eigentlich gar keine; zu kritischen Nachfragen oder Bedenken hatte er Gegenbeispiele aus bereits existierenden Musterschulen in Deutschland und der Schweiz parat. Schauen Sie sich solche Schulen an, dann werden auch Sie überzeugt sein", lautete sein überzeugtes Credo. Unterstützung signalisierten die anwesenden Vertreter der Schulverwaltung, Schulamtsdirektor Günter Herz und Barbara Schrade vom Regierungspräsidium. Die Bedingungen in der Schulstadt Rottweil mit seinem Schulcampus seien gut, gab er den Zuhörern mit auf den Weg. Schließlich forderte er Kreativität und Mut für neue Lösungen. |